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Legacy Software System: Erklärung, Nachteile & Ablöse

Hier lesen Sie, was Legacy Software ist und welche Beispiele es dafür gibt. Wir erklären auch, wann sie zum Problem wird und wie man sie am besten ablöst!

Letzte Aktualisierung: Oktober 2025


Was ist ein Legacy System?

Ein Legacy System ist Unternehmenssoftware, die in die Jahre gekommen ist.

Ein Beispiel: Das ERP-System, dass schon länger verwendet wird, als der riesige Ficus in der Ecke des Büros steht (und der stand gefühlt schon im Mittelalter da). Und das kein Programmierer mehr angreifen will.

Warum? Weil so ein Legacy System auf veralteten Technologien basiert. Nicht umsonst wird es in Deutsch „Altssoftware“ genannt: Es läuft oft auf alten Servern, nutzt Programmiersprachen wie COBOL oder Fortran und ist schwer mit modernen Anwendungen kompatibel.


Warum sind Legacy Systeme ein Thema?

Solche Altsysteme findet man in sehr vielen Unternehmen und Organisationen. Sie wurden entwickelt, um kritische Geschäftsprozesse zu automatisieren. Weil sie zuverlässig liefen, blieben sie im Einsatz. Mit der Zeit wurden sie angepasst, aber nie vollständig ersetzt.

Es kommt aber meist der Punkt, an dem man endgültig an Grenzen stößt. An dem bestimmte Anforderungen technisch nicht mehr erfüllt werden können. Oder an dem es mehr und mehr Sicherheitsbedenken gibt.



Die Hauptmerkmale von Legacy Systemen

  • Altsysteme laufen auf veralteten Programmiersprachen wie COBOL oder Pascal.
  • Mit einem Legacy System ist man abhängig von alter Hardware, oft Mainframes.
  • Die Dokumentation ist mangelhaft (wenn überhaupt vorhanden) und Entwickler nicht mehr greifbar.
  • Das Legacy System ist durch das jahrelange Wachsen sehr komplex und kann nicht weiterentwickelt werden.



Beispiele für Legacy Systeme

  • Monolithische Systeme: Alle Funktionalitäten einer Anwendung finden in einer einzigen, eng gekoppelten Codebasis. Ein Beispiel dafür ist das ERP-System Microsoft Dynamics AX, das in einigen Unternehmen noch aktiv ist (der letzte Support durch Microsoft wurde 2023 eingestellt…). Das Gegenteil von monolithischen Systemen sind übrigens Microservices, also kleine, unabhängige Dienste, die jeweils eine klar abgegrenzte Aufgabe übernehmen.
  • Alte Datenbanksysteme: Ein Beispiel dafür ist das IBM Information Management System (IBM IMS), das Ende der 1960er Jahre entwickelt wurde. Noch heute ist das IMS mit seinem hierarchischen Datenbanksystem im Einsatz, zum Beispiel bei Banken und Versicherungen.
  • Veraltete Betriebssysteme: Es ist gekommen, um zu bleiben – bis heute findet man Windows XP in medizinischen Geräten oder Fabriken.
  • Branchenspezifische Software: Ein gutes Beispiel dafür ist ein großes Laborinformationssystem, dass wir vor kurzem abgelöst haben. Es war genau auf die speziellen Anforderungen des Labors zugeschnitten. Da die Technologie veraltet war, konnte es nicht mehr weiter entwickelt werden und wurde zum Sicherheitsrisiko.



Die Vorteile von Legacy Software Systemen, oder: Warum es Legacy Systeme überhaupt gibt

Es gibt gute Gründe, warum wir aktuell mit so vielen alten Software-Systemen konfrontiert sind.

Erstens haben sich diese Systeme bewährt und sind bekannt. Über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte haben sie ihre Aufgaben erfüllt.

Zweitens: Wenn ein System so lange im Einsatz ist, hat es sich wohl als zuverlässig erwiesen.

Drittens scheint es auf den ersten Blick günstiger, das System weiter zu erhalten als ein großes Ablöse-Projekt zu finanzieren.



Das große Aber: Die Nachteile von Legacy Systems

  • Oft ist die Technologie so veraltet, dass ein weiterer Ausbau nicht möglich ist, um neue Anforderungen abzudecken. Von einer Integration in die Cloud oder in moderne Apps kann man bei so einem System nur träumen.
     
  • Ein Legacy System ist oft ein Datensilo. Das bedeutet: Das System kann nicht an andere Systeme angebunden werden und Daten weitergeben. Damit wird es zum Blocker im Digitalisierungsprojekt.
     
  • Auch die Compliance kann zum Problem werden. Nehmen wir das Beispiel Datenschutz: Viele alte Systeme sind nicht darauf ausgerichtet und die Vorgaben können nicht eingehalten werden.
     
  • Der Zugriff wird zum Thema, denn alte Systeme verhindern, dass Mitarbeiter*innen immer und überall auf notwendige Informationen zugreifen können (Stichwort: Außendienst). Heutzutage ist das aber schon Standard.
     
  • Außerdem sorgt die alte technische Basis dafür, dass sich niemand mehr findet, der sich damit auskennt (oder auskennen will). Man hat einen selbstgemachten Fachkräftemangel, weil die Technologie alles andere als sexy ist. Schon mal versucht, einen COBOL-Experten*innen zu finden?
     
  • Die alte Software wird daher nicht mehr fachgemäß betreut. Gemeinsam mit den fehlenden Updates wird sie damit auch zum Sicherheitsrisiko.
     
  • All diese Themen führen dazu, dass ein altes System zum Kostenproblem wird. Denn wenn man Programmierer*innen für das System findet, lassen sich diese ihr Spezialwissen gut bezahlen. Und spezielle Hardware-Komponenten, auf denen das System noch laufen kann, sind hochpreisige Anschaffungen.


Warum Legacy Software trotzdem immer noch genutzt wird

 

Hohe Umstellungskosten

Ein großes, über Jahre gewachsenes Altsystem abzulösen ist keine billige Sache. Das Budget dafür auszustellen ist nicht immer leicht.

 

Kritische Geschäftsprozesse

Ein Kunde sagte einmal über sein System zu uns: „Wenn das steht, sind wir umsatzlos.“. Legacy Systeme decken oft vitale Bereiche eines Unternehmens ab, was den Umstieg auf ein neues System sehr schwierig macht. Die Angst vor lahmgelegten Prozessen und Chaos hält viele von einem Wechsel ab.



Wie ein Legacy System abgelöst wird

Irgendwann wird die Angst vor den Kosten und vor einem Stillstand kleiner als die Probleme mit dem Altsystem – die Zeit für einen Umstieg ist gekommen.  

Wie genau die Ablöse des Systems über die Bühne geht, hängt ganz von den individuellen Gegebenheiten ab. Vereinfacht gibt es drei Vorgehensweisen:


Vorgehensweise 1: Ablöse des Legacy Systems Schritt für Schritt   

Wenn es möglich ist, raten wir bei Systemen, die komplex sind und wichtige Unternehmensprozesse abdecken, sie nicht als Ganzes abzulösen. In diesem Fall werden einzelne Teile nach und nach neu umgesetzt.

Das bedeutet, dass das alte und das neue System einige Zeit parallel laufen und Schnittstellen zwischen den beiden eingerichtet werden müssen. Dafür braucht es mehr Zeit und Geld als im ersten Szenario. Gleichzeitig erspart man sich aber die Schweißausbrüche, die eine komplette Ablöse manchmal mit sich bringt.


Vorgehensweise 2: Sofortige Ablöse des Legacy Software Systems  

Es gibt Altsysteme, bei denen die Prozesse sehr stark verzahnt sind. Oder die bei einer Ablöse komplett neu gedacht werden, so dass ein Parallelbetrieb des alten und neuen Systems keinen Sinn macht.

In diesem Fall wird das neue System komplett umgesetzt, die Daten migriert und das alte System am Tag X ausgeschalten. 

Das ist die schnellste Vorgehensweise – und die riskanteste. Natürlich wird das alte System genau analysiert und alle ersichtlichen Anforderungen definiert. Das neue System wird auch nach allen Regeln der Kunst getestet.

Dennoch muss man damit rechnen, dass gleich nach der Live-Schaltung vergessene Anforderungen schlagend werden oder manches noch nicht perfekt funktioniert.


Vorgehensweise 3: Update der Legacy Software gefolgt von Digitalisierungsprojekt  

In manchen Fällen ist es möglich, dass bestehende System im ersten Schritt einfach upzudaten (zum Beispiel in unseren Projekten mit NAV und Business Central).

Dieses Update ohne Änderung der Funktionalitäten ist dann die Basis für eine weiterer Digitalisierung der Geschäftsprozesse. Diese erfolgt dann Schritt für Schritt. 



Datenmigration bei Legacy Systemen

Daten von einem System in ein anderes System zu schieben, klingt recht einfach. Wir können aus Erfahrung sagen: In den meisten Fällen ist es das nicht – schon gar nicht, wenn sie über viele Jahre gesammelt wurden!

Wir tun unser Bestes, um viele Daten automatisiert zu migrieren, damit wir unseren Kunden Arbeit ersparen. Es hängt aber sehr von Zustand der Daten ab, da sich im Laufe der Zeit gerne Inkonsistenzen einschleichen. Ein einfaches Beispiel aus einem Projekt: Es gibt im System eine Frau Mayer – und einmal wurde sie korrekt mit „y“ und einmal mit „i“ angelegt. Da heißt es sehr genau hinzusehen und sicher zu gehen, dass man Daten richtig migriert!



Wir helfen Ihnen bei der Ablöse Ihres Legacy Systems!

Wir haben schon einige alte Software-Systeme abgelöst und stehen Ihnen gerne mit unserer Erfahrung zur Seite. In unserem Team gibt es Expert*innen für unterschiedliche Technologien und große Systemlandschaften in Unternehmen mit Integrationen in alle Richtungen sind unser tägliches Brot.

Sollten Sie also ein komplexes, über Jahre gewachsenes Altsystem ablösen wollen, kontaktieren Sie uns. Gerne reden wir mit Ihnen über Ihr Projekt in einem kostenlosen Erstgespräch!


Teaser-Foto von Ralph Kavi auf unsplash